Fragen & Antworten zur Ess-Sucht und zum Programm von OA

Seit der Gründung von OA im Januar 1960 haben viele Menschen Antworten auf Fragen zu Overeaters Anonymous und diesem „Lebens-Programm“ gesucht.

Nachdem du diese FAQs gelesen hast, wirst du vielleicht noch weitere Fragen haben. Wenn das der Fall ist, empfehlen wir dir, ein OA-Meeting zu besuchen, wo Mitglieder sich freuen, dich willkommen zu heißen und dir weitere Informationen und Hilfe zu geben.

Du kannst Meetings in deiner Gegend sowie Online- und Telefonmeetings auf unserer Website und der weltweiten Website finden oder wende dich an das Kontakttelefon +49 176 – 34 40 55 55.

OA ist eine Gemeinschaft von Männern und Frauen aus allen Lebensbereichen, die sich treffen, um ihr gemeinsames Problem, das zwanghafte Essen, zu lösen. Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem zwanghaften Essen aufzuhören.

Im Januar 1960 trafen sich erstmalig drei Ess-Süchtige in Los Angeles/Kalifornien regelmäßig mit dem Ziel, sich gegenseitig bei ihren Essproblemen zu helfen. Alles andere, was sie bis dahin versucht hatten, war fehlgeschlagen. Das Programm, nach dem sie sich richteten, war und ist es heute noch, das Programm der Anonymen Alkoholiker. Seit diesem ersten Meeting ist OA unaufhaltsam gewachsen. Heute gibt es Tausende von Gruppen in den USA und in vielen Ländern der Welt.

Der Begriff der Abstinenz bildet die Grundlage des OA-Genesungsprogramms. Die Unfähigkeit, das zwanghafte Essen kontrollieren zu können, wird eingestanden. Gleichzeitig wird die Vorstellung aufgegeben, dass „nur ein bisschen Willenskraft“ nötig ist, um normal essen zu können. Dadurch wird es möglich, mit dem zwanghaften Essen aufzuhören – immer nur für einen Tag. OA bietet den Neuen Hilfe an im Umgang mit den körperlichen und seelischen Symptomen des zwanghaften Essens. Es kann jeder ärztlich anerkannte Essplan angewendet werden.

Die Gemeinschaft OA erhebt keine Beiträge oder Gebühren für die Zugehörigkeit. Sie erhält sich selbst nur durch die freiwilligen Spenden der Mitglieder. Die meisten Gruppen sammeln in jedem Meeting Spenden, um ihre Ausgaben zu decken. OA nimmt keine Spenden von außen an und bittet auch nicht darum.

Die Anonymität ermöglicht der Gemeinschaft, sich selbst eher durch Prinzipien zu leiten statt durch Persönlichkeiten. Besitz und Prestige haben keinerlei Bedeutung in OA; wir sind alle Ess-Süchtige. Anonymität gegenüber Presse Rundfunk, Film und Fernsehen und anderen öffentlichen Kommunikationsmedien bietet die Gewähr, dass die Zugehörigkeit zu OA nicht bekannt wird.

OA orientiert sich nicht an einem bestimmten Glauben, ist mit keiner Religion verbunden und erfordert keine Religionszugehörigkeit. Das Zwölf-Schritte-Programm der Genesung wird als ein spirituelles (geistiges) Programm bezeichnet, weil es auf eine innere Veränderung abzielt. OA gehören Menschen aller Religionen, sowie Atheisten und Agnostiker an.

„Ich kann nicht aufhören, wenn ich angefangen habe und ich kann nicht aufhören, anzufangen.“
Laut Definition ist „Zwang“ ein unwiderstehliches Verlangen, eine oft unvernünftige Handlung auszuführen. Das Wort „unwiderstehlich“ bedeutet, dass wir dem Drang nicht widerstehen können, egal wie oft wir es uns oder anderen versprochen haben. In unserem Fall besteht der Zwang in der Unfähigkeit, unser Essverhalten zu kontrollieren.
 

Wir in OA glauben, dass zwanghaftes Essen eine Krankheit auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene ist. Eine Krankheit bewirkt, dass Bereiche in uns nicht richtig funktionieren. In unserem Fall ist dies das komplexe System, das unser Essverhalten steuert. Die Körpermechanismen, die es normalen Essern ermöglichen, den Teller wegzuschieben oder ihr Essverhalten auf andere Art zu kontrollieren, funktionieren bei uns nicht richtig.
Bei manchen ist die Krankheit ähnlich wie eine Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, nur dass in unserem Fall bestimmte Nahrungsmittel oder das Überessen selbst eine unstillbare Gier nach mehr auslösen. Die Definition von OA für zwanghaftes Essen umfasst alle Facetten ungesunden Essverhaltens. Es geht nicht nur darum, wie viel wir essen oder wie viel wir wiegen, sondern auch, wie wir versuchen, unser Essen zu kontrollieren. Manche von uns verstecken ihr Essen und essen heimlich. Manche haben Essanfälle und erbrechen anschließend oder nehmen Abführmittel, während andere zwischen Überessen und Hungern pendeln. Alle zwanghaften Esser haben jedoch eines gemeinsam: egal ob sie mit dem Überessen, zu wenig Essen, Essanfällen, Erbrechen, Abführmitteln oder Hungern kämpfen, sie werden von Kräften, die sie nicht verstehen, dazu getrieben, mit Essen unvernünftig und selbstzerstörerisch umzugehen. Wenn die Krankheit Ess-Sucht uns ergriffen hat, kann die Willenskraft des Einzelnen sie nicht aufhalten. Die Entscheidungsfähigkeit in Bezug aufs Essen ist verloren gegangen.
Wir in OA haben die Erfahrung gemacht, dass diese Krankheit zum Stillstand gebracht wenn auch nicht völlig geheilt werden kann, wenn jemand bereit ist, dem Programm zu folgen, das sich für Unzählige von uns als erfolgreich erwiesen hat. Ob OA jemandem hilft, hängt davon ab, ob er sich aufrichtig wünscht, mit dem zwanghaften Essverhalten aufzuhören, und bereit ist, das zu tun, was das Programm vorschlägt. Bei OA geschieht Genesung durch Handeln.

Das kannst nur du entscheiden.

Vielen von uns wurde von ihrer Familie, ihren Freunden und sogar von Ärzten gesagt, dass alles, was sie bräuchten, um abzunehmen oder normal zu essen, ein wenig Selbstkontrolle und Willensstärke wären. Da sie dies glaubten, quälten sie sich durch frustrierende Diäten und verloren Gewicht, nur um alles und noch mehr wieder zuzunehmen. Sie wandten sich schließlich OA zu, weil sie spürten, dass ihre Essgewohnheiten sie besiegt hatten, und bereit waren, alles zu versuchen, um von ihrem selbstzerstörerischen Essverhalten befreit zu werden.

Auch solche, die nur wenig abnehmen mussten, sogar normalgewichtig waren oder nur wenige Jahre des zwanghaften Essens hinter sich hatten, sind zu OA gekommen. Wir haben genug über zwanghaftes Essen herausgefunden, um zu erkennen, dass es sich um eine fortschreitende Krankheit handelt.

In OA werden zwanghafte Esser als Menschen beschrieben, deren Essgewohnheiten wachsende und anhaltende Probleme in ihrem Leben verursachen. Nur die Betroffenen selbst können sagen, ob Essen für sie zu einem Problem geworden ist, mit dem sie nicht mehr zurechtkommen.

Nein. OA funktioniert für fast jeden, der mit dem zwanghaften Essen aufhören will, egal welche Konfektionsgröße der Einzelne hat. 

Manche der Menschen, die zu OA kommen, haben bereits ein gesundes Gewicht erreicht; andere sind untergewichtig. Sie wenden sich OA zu, um einen Weg zu finden, angenehm leben zu können, ohne in zwanghafte Essgewohnheiten zurückzufallen.

Es gibt so viele Ausprägungen von Gewicht, wie es OA-Mitglieder gibt, von Untergewicht über Normalgewicht bis hin zu denjenigen, die ein enormes Übergewicht abbauen müssen. Wie ihr Gewicht auch sein mag, alle, die den Wunsch haben, mit dem zwanghaften Essen aufzuhören, haben die gleichen Vorteile davon, dass sie zu OA kommen. 

Was uns alle verbindet, steht im Ersten Schritt: „Wir gaben zu, dass wir dem Essen gegenüber machtlos waren und unser Leben nicht mehr meistern konnten.“

 

Niemand versagt bei OA. Solange jemand bereit ist, im OA-Programm zu arbeiten, ist Genesung möglich.

„Rückfälle“ in zwanghaftes Essen müssen in OA nicht passieren, aber manche von uns erleben sie. Obwohl Ausrutscher manchmal kurz sein mögen, können sie auch zu Phasen ausgelebter Ess-Sucht und Gewichtszunahme führen. Wenn ein Ausrutscher passiert, wird Mitgliedern angeraten, sich all die Hilfe zu holen, die ihnen OA bieten kann.

Wir, die durch diese Zeiten gegangen sind, können einen Ausrutscher oft auf bestimmte Ursachen zurückführen. Wir vergaßen vielleicht, dass wir zwanghafte Esser sind, und wurden zu selbstsicher; oder wir mögen zugelassen haben, dass wir zu sehr mit beruflichen oder gesellschaftlichen Dingen beschäftigt waren, um daran zu denken, wie wichtig die Abstinenz vom zwanghaften Essen ist; oder vielleicht sind wir müde geworden und haben unsere geistigen und emotionalen Schutzmaßnahmen fallen gelassen. 

Was auch immer der Grund war, die Lösung fand sich durch das Tätigsein im Zwölf-Schritte-Programm von OA.

Jenen, die Hilfe bei der Erstellung eines Diätplans suchen, empfiehlt OA, sich an qualifizierte Fachleute zu wenden. Das OA-Programm befähigt zwanghafte Esser, sich immer nur für einen Tag des zwanghaften Essens zu enthalten. Deswegen unterstützt Overeaters Anonymous jedes Mitglied, das professionelle Ernährungsratschläge befolgen möchte.

OA ist kein Diätklub. Wir genesen, indem wir das OA-Programm für körperliche, emotionale und spirituelle Genesung anwenden. Unter anderem erfahren wir Freiheit von der Besessenheit vom Essen, entwickeln die Fähigkeit, uns in schwierigen Situationen vernünftig zu verhalten, und entdecken eine bessere Art zu leben.

Mehr Informationen zu Essplänen und Beispiele für Pläne, die sich bei manchen OA-Mitgliedern als erfolgreich erweisen haben, finden sich in der Broschüre Essplan, Abstinenz und Sponsorschaft.

 

Ja. Alle, die mit zwanghaftem Essverhalten kämpfen, werden liebevoll willkommen geheißen. Overeaters Anonymous unterstützt die Bemühungen jedes Menschen zu genesen und akzeptiert jedes Mitglied, das aufhören möchte, zwanghaft zu essen.

Wenn Sie Einzelne Fragen zu medizinischen Angelegenheiten haben, empfiehlt OA immer, professionelle Hilfe zu suchen.

OA empfiehlt Menschen, die Hilfe für ein bestimmtes medizinisches Problem, wie eine Schilddrüsenerkrankung oder Wassereinlagerungen, brauchen, einen qualifizierten Arzt aufzusuchen. OA gibt keine medizinischen Ratschläge.

Wir, die an solchen gesundheitlichen Problemen leiden, stellen fest, dass das OA-Programm uns dazu befähigt, die Empfehlungen eines Arztes leichter zu befolgen.

 

OA gibt keinerlei Ratschläge in medizinischen Angelegenheiten. Wir genesende OA-Mitglieder haben festgestellt, dass sich uns durch die Arbeit in den Zwölf Schritten starke innere Hilfsquellen erschließen. Indem wir auf eine Macht größer als wir selbst vertrauen, gelingt es uns dauerhaft, vom zwanghaften Essen abstinent zu sein.

Ehe sie zu OA kamen, versuchten viele von uns mit aller Macht, ihre Nahrungsaufnahme zu kontrollieren und ihre Essgewohnheiten zu verändern. Gewöhnlich probierten wir dabei viele Methoden aus: drastische Diäten, Appetitzügler, harntreibende Mittel und diverse Arten von Spritzen. In anderen Fällen wurden auch „Diättricks“ von uns benutzt: nur während der Mahlzeiten essen, Essportionen halbieren, niemals Desserts essen, alles außer Süßigkeiten essen, niemals heimlich essen, nur an Wochenenden schlemmen, Frühstück weglassen, niemals im Stehen essen … die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Natürlich schworen wir jedes Mal beim Ausprobieren einer neuen Methode feierlich, „dieses Mal durchzuhalten und nie wieder rückfällig zu werden“. Da wir diese Versprechen nie einhalten konnten, hatten wir daraufhin unvermeidlich Schuldgefühle und Gewissensbisse.

Aufgrund derartiger Erfahrungen haben viele von uns schließlich zugegeben, dass es ihnen an der Willenskraft fehlt, ihre Essgewohnheiten zu ändern. Als wir zu OA kamen, gaben wir zu, dem Essen gegenüber machtlos zu sein. Wenn unsere Willenskraft nicht half, folgte daraus, dass wir eine Macht größer als wir selbst brauchten, um uns bei der Genesung zu helfen.

Ehe wir zu OA kamen, hatten die meisten von uns bereits erkannt, dass sie ihr Essen nicht kontrollieren konnten. Essen war zu einer Macht geworden, die größer war als wir selbst. An irgendeinem Punkt der Entwicklung unseres Essensproblems fing das Essen an, in unserem Leben die Macht zu übernehmen. Letztlich waren wir Sklaven unseres Zwangs geworden.

Die OA-Erfahrung hat uns gelehrt: Wenn wir Abstinenz vom zwanghaften Essen erlangen und die Genesung behalten möchten, müssen wir eine andere Macht, die wir als größer als wir selbst anerkennen, annehmen und uns auf sie verlassen. Manche von uns sehen ihre Gruppe oder OA selbst als eine Macht größer als sie selbst an. Manche von uns nehmen die Vorstellung von Gott an, wie sie Gott individuell verstehen und interpretieren. Für welche Deutung einer Macht größer als wir selbst wir uns auch entscheiden, es ist in Ordnung. Es gibt keine richtigen oder falschen Auffassungen. Für unsere Genesung vom zwanghaften Essen ist nur wichtig, dass wir diese Macht definieren und eine Beziehung zu ihr entwickeln. Der Schwerpunkt und Zweck des OA-Programms ist, uns zu helfen, das zu tun.

Nein. OA ist keine Religionsgemeinschaft, weil kein bestimmter Glaube als Bedingung für eine Mitgliedschaft gefordert wird. In der Gemeinschaft der OA befinden sich Menschen vieler religiöser Traditionen wie auch Atheisten und Agnostiker.

Das OA-Programm beruht auf der Annahme bestimmter spiritueller Werte. Uns steht es aber frei, diese Werte so zu interpretieren, wie wir es für das Beste halten, oder uns zu entscheiden, überhaupt nicht über sie nachzudenken.

Als wir neu bei OA waren, hatten viele von uns deutliche Vorbehalte, überhaupt eine Vorstellung von einer Macht größer als sie selbst anzunehmen. Die OA-Erfahrung hat gezeigt, dass jene, die diesem Thema gegenüber aufgeschlossen sind und weiterhin zu OA-Meetings kommen, es nicht allzu schwierig finden, eine persönliche Lösung für diese ganz persönliche Angelegenheit zu entwickeln.

 

Das OA-Programm funktioniert am besten bei denjenigen, die das Programm als eines, das andere Menschen mit einbezieht, erkennen und annehmen.

OA-Meetings zu besuchen und mit anderen, die in ähnlicher Weise leiden, Umgang zu pflegen gibt uns Hoffnung und geistige Klarheit. Da wir dort weder bewertet noch verspottet werden, können wir unsere früheren Erfahrungen, gegenwärtigen Probleme und Hoffnungen für die Zukunft mit Menschen teilen, die uns verstehen und unterstützen. Wenn wir mit anderen Ess-Süchtigen arbeiten, fühlen wir uns nicht länger einsam und unverstanden. Stattdessen fühlen wir uns endlich nützlich und angenommen.

OA-Mitglieder, deren Lebensumstände oder gesundheitliche Probleme Meetingsbesuche verhindern, können an Online- oder Telefonmeetings teilnehmen. Wir haben auch festgestellt, dass das Lesen von OA-Literatur und der Kontakt zu anderen Mitgliedern uns helfen, mit dem zwanghaften Essen aufzuhören.

Wir benutzen die Formulierung „Nur für heute“, um eine grundlegende Herangehensweise an die Genesung vom zwanghaften Essen zu beschreiben. Wir sagen nicht, dass wir unser Leben lang nie wieder zwanghaft einen Bissen zu uns nehmen werden. Wir versprechen uns nicht, „morgen“ oder „für den Rest der Woche“ nicht zwanghaft zu essen.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Versprechen sowieso nie funktioniert haben und dass sich der Zwang zum Überessen als stärker als unsere besten Absichten erwies, es zu unterlassen.

OA-Mitglieder sind sich bewusst, dass die gegenwärtigen 24 Stunden der einzige Zeitraum sind, auf den sie Einfluss haben. Gestern ist vorbei. Morgen ist noch nicht da. „Aber heute“, sagt ein OA-Mitglied, „werde ich nicht von meinem Programm abweichen. Mag sein, dass ich morgen in Versuchung komme, zwanghaft zu essen; aber morgen ist etwas, das ich mir anschaue, wenn es so weit ist. Alles, was zählt, ist heute.“

Viele andere einfache Ideen, die in OA-Slogans oder -Sprüchen zum Ausdruck kommen, helfen unsere Einstellung den Herausforderungen des täglichen Lebens gegenüber zu formen und zu verbessern. Diese Denkweisen anzunehmen hilft uns, uns dem Leben zu stellen, ohne ins Essen zu flüchten.

Solche nützlichen Sprüche sind unter anderem: „Immer nur für einen Tag“ (ähnlich wie „Nur für heute“); „Das Wichtigste zuerst“ (Prioritäten setzen); „Immer sachte“ (Ausgewogenheit, Balance); „Leben und leben lassen“ (Toleranz); „HALT“ (vermeiden, zu hungrig (engl. hungry), wütend (engl. angry), einsam (engl. lonely) oder müde (engl. tired) zu werden) und „Loslassen und Gott überlassen“ (Angst und Sorgen loslassen).

Das OA-Programm ist einfach, aber es ist nicht leicht. Von einer der verwirrendsten Süchte zu genesen erfordert gewissenhafte Bemühung. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, Aufgeschlossenheit und Bereitschaft sind die Schlüssel, welche die Tür zur Genesung öffnen.

 

Es gibt keinen „Beitritt“ im üblichen Wortsinn. Es gibt keine Mitgliedsanträge, die ausgefüllt werden, keine Mitgliedskarten, Gebühren oder Beiträge. Wenn wir von OA erfahren haben und glauben, dass wir ein Essproblem haben, nehmen wir einfach an OA-Meetings unserer Wahl teil.

OA-Mitglieder müssen nicht eine vorgeschriebene Anzahl von Meetings innerhalb einer bestimmten Zeit besuchen. Manche Mitglieder besuchen ein Meeting pro Woche, während andere es vorziehen, häufiger zu gehen. Die freundliche Erinnerung „Komm immer wieder“ beruht auf der Erfahrung, dass unsere Genesung darunter leidet, wenn wir den Meetings zu lange fernbleiben.

 

In OA muss niemand etwas tun. 

Jedem ist völlig freigestellt, Es gibt immer die Wahl zwischen Tun und Lassen, einschließlich der lebenswichtigen Entscheidung, ob man durch OA nach Genesung streben will oder nicht. 

Aufgrund der Überzeugung, dass Ess-Sucht unheilbar ist, aber zum Stillstand gebracht werden kann, wenn wir bestimmte Dinge tun, hält es die überwiegende Mehrheit von uns für wichtig, regelmäßig Meetings zu besuchen, um von dem Zwang befreit zu werden. Viele von uns glauben, dass nach der Wiederherstellung ihrer geistigen Gesundheit die weitere Teilnahme an Meetings nicht nur ein Weg ist, ihre geistige Gesundheit zu erhalten, sondern auch eine Möglichkeit zum Dienst, um neue Mitglieder zu unterstützen und anderen zu helfen, vom zwanghaften Essen frei zu werden.

 

Die Dritte Tradition von OA lautet: „Die einzige Voraussetzung für die OA-Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem zwanghaften Essen aufzuhören.“ 

Nichts anderes wird von irgendjemandem erbeten oder gefordert. Die Annahme und das Praktizieren des OA-Programms ist allein Sache des Einzelnen.

 

Es gibt keinerlei finanzielle Verpflichtungen irgendeiner Art im Zusammenhang mit einer OA-Zugehörigkeit. Unser Programm steht allen, die mit dem zwanghaften Essen aufhören wollen, zur Verfügung, unabhängig von der persönlichen finanziellen Lage.

OA erhält sich vollständig selbst durch Spenden von Mitgliedern und Literaturverkäufe. Von außen kommende Spenden werden nicht angenommen. 

Die meisten örtlichen Gruppen sammeln am Ende des Meetings freiwillige Spenden, um die Kosten für Miete, Literatur und andere Aufwendungen fürs Meeting zu decken sowie OA als Ganzes zu unterstützen. Meetings behalten genug Geld, um ihre eigenen Ausgaben zu decken, und überweisen den Rest an ihre Intergruppe [in Deutschland an den Deutschsprachigen Dienst der OA (DDOA)], an ihr regionales und das Weltdienstbüro. Die Finanzierung aller OA-Diensteinrichtungen hängt von diesen regelmäßigen Zuwendungen der Meetings ab.

Das Weltdienstbüro ist ein Dienstleistungszentrum, dessen Hauptaufgabe darin besteht, auf breiter Ebene den vielen noch leidenden Ess-Süchtigen die OA-Botschaft zu bringen.

  • Das Weltdienstbüro veröffentlicht OA-Literatur einschließlich Lifeline, der OA-Genesungszeitschrift. 
  • Das Büro verschickt außerdem regelmäßig Mitteilungen an Intergruppen und stellt somit eine Verbindung zwischen ihnen her und hält sie über Angelegenheiten, die OA als Ganzes betreffen, auf dem Laufenden. 
  • Um diese lebenswichtigen Kontakte aufrechtzuerhalten, hält das Weltdienstbüro die Daten aller registrierten Gruppen und Diensteinrichtungen auf dem neuesten Stand und veröffentlicht regelmäßig aktualisierte Meetingskontaktlisten.
  • Das Weltdienstbüro dient auch als zentrale Anlaufstelle für Öffentlichkeitsarbeit, indem es Anfragen von Medienvertretern, Gesundheitsfachleuten und anderen Personen beantwortet, die am Thema Ess-Sucht und dem OA-Programm interessiert sind.

OA ist wirklich ungewöhnlich insofern, als es keine zentrale Führung und nur ein Minimum an formaler Organisation gibt. Es gibt keine Führungskräfte oder Leiter, die Macht ausüben oder Autorität über die Gemeinschaft oder einzelne Mitglieder haben.

Aber auch in der formlosesten Organisation gibt es gewisse Aufgaben, die offensichtlich erledigt werden müssen. Zum Beispiel muss es in den Gruppen vor Ort jemanden geben, der den Meetingsraum organisiert, verantwortlich für die Gruppenkasse ist, die Verfügbarkeit von ausreichend OA-Literatur sicherstellt und den Kontakt zu örtlichen, regionalen und internationalen Dienstbüros hält. Auf der internationalen Ebene muss es Verantwortliche für den Erhalt und das reibungslose Funktionieren des Weltdienstbüros geben.

All das bedeutet, dass OA auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene verantwortungsvolle Menschen benötigt, die bestimmte Pflichten übernehmen. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Mitglieder nur einen Dienst versehen. Sie treffen keine eigenmächtigen Entscheidungen und geben keine persönlichen Meinungen von sich, die sich auf andere Gruppen oder OA als Ganzes auswirken könnten. Diejenigen, die diese Verantwortung übernehmen, sind direkt jenen verantwortlich, denen sie dienen. Dienste wechseln turnusmäßig unter den Mitgliedern.

Die Zwölf Schritte sind das Herzstück des OA-Programms. Sie bieten eine neue Lebensweise an, die es dem zwanghaften Esser ermöglicht, ohne das Bedürfnis nach übermäßigem Essen zu leben. Die Schritte sind nur Empfehlungen, die auf der Erfahrung genesender OA-Zugehöriger beruhen. Mitglieder, die sich ernstlich bemühen, diese Schritte zu befolgen und sie in ihrem Alltag anzuwenden, haben weit mehr von OA als jene Mitglieder, die nur zu den Meetings kommen, sich aber nicht auf die mit den Schritten verbundene ernsthafte emotionale und spirituelle Arbeit einlassen.

Die in den Zwölf Schritten formulierten Gedanken, die ihren Ursprung bei den Anonymen Alkoholikern haben, geben die praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse wieder, wie sie von Denkern vieler Epochen überliefert sind. Ihre größte Bedeutung liegt darin, dass sie funktionieren! Sie ermöglichen zwanghaften Essern, ein glückliches, erfülltes Leben zu führen. Sie bilden das Fundament, auf dem die OA-Gemeinschaft aufgebaut ist. Hier sind die Zwölf Schritte, die als Programm für zwanghafte Esser vorgeschlagen werden:

Die 12 Schritte von Overeaters Anonymous

Das im amerikanischen Originaltext verwendete „sanity“ leitet sich vom lateinischen Wort „sanus“ ab, das „gesund, heil“ bedeutet. Der Begriff „geistige Gesundheit“ im von OA gebrauchten Sinn bedeutet „gesundes oder vernünftiges Denken und Handeln“.

Die meisten von uns gestehen unvernünftiges Verhalten ein, darunter ihre Versuche, das Essen und andere Lebensbereiche zu kontrollieren. Jemand mit einem gesunden Denken würde sich nicht immer wieder selbstzerstörerisch verhalten. Jemand mit gesundem Denken würde nicht immer wieder Dinge tun, die schon früher nicht funktioniert haben und trotzdem ein anderes Ergebnis erwarten. Der Begriff „geistige Gesundheit“ im Zweiten Schritt unterstellt nicht, dass zwanghafte Esser geistesgestört sind. Tatsache ist aber, dass alles, was unsere Handlungen und Gefühle bezüglich des Essens und anderer Lebensbereiche betrifft, keinen Anspruch auf geistige Gesundheit erheben kann. Indem wir zu OA kommen und den Wunsch ausdrücken, wieder zu vernünftigem Verhalten zurückzufinden, tun wir einen Schritt in Richtung Wiedergewinnung geistiger Gesundheit.

Die Zwölf Traditionen sind für die Gruppen das, was die Zwölf Schritte für den Einzelnen sind. Die Zwölf Traditionen sind ein Mittel, das OA in der gemeinsamen Sache einig bleiben lässt. Sie sind vorgeschlagene Prinzipien, um das reibungslose Funktionieren, den Fortbestand und das Wachstum der vielen Gruppen sicherzustellen, die Overeaters Anonymous bilden.

Wie die Zwölf Schritte haben auch die Zwölf Traditionen ihren Ursprung in der Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker. Diese Traditionen beschreiben Einstellungen, die jene ersten Mitglieder als wichtig für den Gruppenerhalt ansahen.

OA-Mitglieder stellen die für die individuelle Genesung so wesentliche Gruppeneinigkeit durch das Praktizieren der Einstellungen sicher, die in den folgenden Zwölf Traditionen vorgeschlagen werden.

Anonymität besagt im Wesentlichen, dass wir die Identität einzelner Mitglieder, ihre persönliche Situation oder was sie in Meetings, online oder telefonisch vertraulich mit uns teilen, nicht preisgeben. Das macht OA zu einem sicheren Ort, wo wir uns selbst und anderen gegenüber ehrlich sein können. Es erlaubt uns, uns in Meetings und im Gespräch offen auszudrücken und schützt uns vor Tratsch. 

Natürlich haben wir als Einzelne das Recht, andere von unserer Mitgliedschaft wissen zu lassen, ja, wir müssen das sogar tun, wenn wir die Botschaft an andere Ess-Süchtige weitergeben wollen (was zum Zwölften Schritt gehört). Wir benutzen die Anonymität nicht, um unsere Wirksamkeit innerhalb der Gemeinschaft zu begrenzen. Es ist beispielsweise vollkommen in Ordnung, unseren Vor- und Nachnamen innerhalb unserer Gruppe oder auf der OA-Dienstebene zu gebrauchen. Die Idee der Anonymität hilft uns, uns mehr auf Prinzipien als auf Personen zu konzentrieren.

Anonymität ist auch wesentlich im Bereich von Presse, Rundfunk, Film, Fernsehen und anderen öffentlichen Kommunikationsmedien. Das Beachten der Anonymität unserer Mitglieder auf der Ebene der Medien hilft sicherzustellen, dass Egoismus und Selbstverherrlichung die OA-Gemeinschaft nicht schädigen.

Demut ist grundlegend für die Anonymität. Mit dem Handeln nach diesen Prinzipien, mit der Aufgabe persönlicher Unterschiede zum Wohle aller stellen OA-Mitglieder sicher, dass die Einheit von Overeaters Anonymous bestehen bleibt. Gemäß der Ersten Tradition „beruht die Genesung des Einzelnen auf der Einigkeit in OA“ und Anonymität ist lebenswichtig für den Erhalt dieser Einigkeit.

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