Über Overeaters Anonymous (OA)
Präambel von Overeaters Annonymous
Overeaters Anonymous ist eine Gemeinschaft von Menschen, die vom zwanghaften Essen genesen, indem sie ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung miteinander teilen.
Wir heißen alle willkommen, die mit dem zwanghaften Essen aufhören wollen. Für die Mitgliedschaft fallen keine Gebühren an. Wir erhalten uns durch eigene freiwillige Beiträge. Um von außen kommende Spenden bitten wir nicht und nehmen sie auch nicht an.
OA ist mit keiner öffentlichen oder privaten Organisation, politischen Bewegung, Ideologie oder Religion verbunden. Wir nehmen keine Stellung zu Fragen außerhalb unserer Gemeinschaft.
Unser Hauptzweck ist, vom zwanghaften Essverhalten abstinent zu sein und die Botschaft der Genesung durch die 12 Schritte von OA zu denen zu bringen, die noch leiden.
Overeaters Annonymous - Wie es begann
von Rozanne S.
Es war der Anfang eines neuen Jahres – das genaue Datum war der 19. Januar 1960 – und dieses Jahr sollte außergewöhnlich werden, denn es wurde zum Anfang eines hellen, neuen Lebens für mich und viele andere.
Wir trafen uns am Abend dieses Tages zu dritt in einem kleinen Wohnzimmer: Jo S., Bernice K. und ich. Wir hielten das erste Treffen einer soeben geborenen Gemeinschaft ab, die wir Overeaters Anonymous nannten. An diesem Abend hatten wir zum ersten Mal etwas gefunden, das uns wirklich Hoffnung auf Genesung von unserer gemeinsamen Krankheit, der Ess-Sucht, gab.
Es dauerte ein Jahr, bis OA geboren wurde: Die Idee dazu entstand schon im Januar 1959, als ich einen Freund, der Spieler ist, zu einem Treffen der Gamblers Anonymous (Anonymen Spielsüchtigen) in Los Angeles, Kalifornien, brachte. Als ich den Menschen bei diesem GA-Meeting zuhörte, erkannte ich, dass ich nicht länger alleine war! Ich entdeckte, dass auch andere die Gefühle von Unzulänglichkeit, Angst und Selbstmitleid kannten, von denen ich dachte, sie gehörten nur zu mir – und hier war ein Ort, wo niemand Bedenken hatte, darüber zu sprechen. Noch wichtiger war, dass sie durch die Zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker einen Weg gefunden hatten, ihre Krankheit aufzuhalten.
Eine Zeit lang versuchte ich, solch eine Gruppe auch für Ess-Süchtige wie mich zu finden, doch bis Ende des darauffolgenden Dezembers war mir klar, dass keine derartige Gemeinschaft für zwanghafte Esser existierte. Aus Verzweiflung kehrte ich ein weiteres Mal zu den GA zurück und verließ sie diesmal mit dem festen Vorsatz, andere Ess-Süchtige zu finden, mit denen ich gemeinsam im Zwölf-Schritte-Programm arbeiten könnte.
So kam es, dass sich an jenem schicksalhaften 19. Januar drei von uns zusammenfanden, um Erfahrung, Kraft und Hoffnung auf Genesung miteinander zu teilen. Im April 1960 schloss sich Barbara S. unserer kleinen Gruppe an, eine weitere Ess-Süchtige, die über Jahre hinweg gelitten hatte und auch hoffte, eine Lösung für sich zu finden. Zu diesem Zeitpunkt hatte uns Bernice verlassen und es waren Barbara, Jo und ich, die sich weiter in den Meetings trafen. Den ganzen Frühling und Sommer hindurch sahen wir uns regelmäßig jede Woche. Manchmal waren es nur wir drei, manchmal waren es auch acht oder zehn.
Im November verlor Barbara noch immer beständig an Gewicht, Jo war von 89 kg auf 45 kg gekommen und ich wog 53 kg (von ursprünglich 73 kg).
Am 1. November 1960 wurden Barbara und ich (Jo war weggezogen) von Bill Coates in seiner Fernsehshow, die landesweit gesendet wurde, interviewt. Wir hatten eine bescheidene Reaktion erhofft, aber zu unserer Überraschung hatte dieses Interview eine Flut von 500 Briefen zur Folge. Overeaters Anonymous war nun wirklich auf seinen Weg gebracht!
Die folgenden Jahre waren sehr aufregend. Es gab Zeiten der Verzweiflung und der Hoffnung, Zeiten des Konflikts und daraus entstandener Einigkeit. Unsere erste OA-Kontaktliste, die wir voller Stolz am 29. Juli 1961 veröffentlichten, führte zehn Meetingsorte auf. Unser erstes nationales Treffen am 11. August 1962 gab uns eine feste Basis, auf der wir zusammen wachsen konnten. Und im Frühjahr 1965 sandte ein dankbares Mitglied seine Geschichte und unsere Postfachadresse an „Dear Abby“, eine landesweit gedruckte Zeitungskolumne. Das Erscheinen dieses Artikels hatte eine Flut von 7000 Briefen zur Folge und erwies sich als echter Wendepunkt bei unseren Bemühungen, anderen zwanghaften Essern zu helfen.
Rückblickend können wir sehen, dass OA von einer einzelnen Gruppe in Los Angeles im November 1960 zu über 6500 Gruppen in über 75 Ländern im Jahr 2010 gewachsen ist im Geist der Einigkeit und der Erfüllung jenes Traums der Genesung, der von uns allen geteilt wird.
Unser Name
Unser Name Overeaters Anonymous [= Anonyme Überesser] und die vielen Stellen in unserer Literatur, die sich auf Fettleibigkeit beziehen, mögen bei manchen die Vorstellung aufkommen lassen, dass Übergewicht eine Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in OA wäre. Unsere Dritte Tradition stellt jedoch eindeutig klar: „Die einzige Voraussetzung für die OA-Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem zwanghaften Essen aufzuhören“.
Heute wissen wir, dass Fettleibigkeit nur eines von vielen Symptomen und Erscheinungsformen der zugrundeliegenden tödlichen Krankheit Esssucht ist. Und heute unterscheiden sich auch unsere Mitglieder sowohl in ihrem Aussehen als auch in ihrem Essverhalten und den persönlichen Erfahrungen, die sie zu OA bringen.
Viele von uns kommen verzweifelt und unglücklich zu OA. Wir hören denen zu, die schon lange bei OA sind, und erkennen dabei: Bei dem, was uns zu OA bringt, geht es nicht so sehr darum, wie viel wir wiegen, wie viel wir essen oder nicht essen, sondern darum, wie wir verzweifelt versuchen, unser Essen und unser Gewicht zu kontrollieren. Manche von uns haben versucht, ihr Gewicht durch extreme Diäten oder intensiven Sport unter Kontrolle zu halten. Wieder andere von uns haben dieselben 10 oder 20 Kilo über viele Jahre hinweg abgenommen und wieder zugenommen und der Kampf ließ sie demoralisiert, frustriert und mit dem Gefühl zurück, ein Versager zu sein. Manche von uns haben so viel Angst davor, dick zu werden, dass sie zeitweise hungern oder übermäßiges Essen durch Erbrechen oder Abführmittel wieder loswerden.
Wie unterschiedlich unsere Körper auch aussehen mögen oder unser Verhalten beim Essen und Sporttreiben sein mag, wir haben zwei wichtige Dinge gemeinsam:
Ein Problem: Trotz all unserer Willenskraft, unserer Wünsche und Anstrengungen haben wir in zunehmendem Maße die Kontrolle in Bezug aufs Essen verloren.
Eine Lösung: Wir haben eine durchführbare Lösung im Zwölf-Schritte-Programm und der Gemeinschaft von Overeaters Anonymous gefunden. Und wir haben festgestellt, dass sie gleich gut funktioniert für Magersüchtige, Ess-Brech-Süchtige und zwanghafte Esser, die kein oder nur wenig Gewicht zu verlieren haben.
Wir hoffen euch die Gewissheit zu geben, dass ihr bei OA willkommen seid, unabhängig von euren Lebensumständen, auf welche Weise ihr esst oder nicht esst und wie ihr von eurem Gewicht und Essen besessen seid. Wie wir uns auch unterscheiden mögen, hier in OA finden wir gemeinsam Genesung.